@book{Gensicke1998, author = {Thomas Gensicke}, title = {Die neuen Bundesb{\"u}rger - Eine Transformation ohne Integration, Studien zur Sozialwissenschaft, Bd. 207}, address = {Opladen/Wiesbaden}, year = {1998}, abstract = {Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1998. 223 Seiten. Gebunden. DM 52,- ISBN 3-531-13231-8 Die Arbeit befa{\"s}t sich mit der Entwicklung des subjektiven Faktors in der Transformation der neuen Bundesl{\"a}nder. Datenbasis sind gro{\"s}e, repr{\"a}sentative Umfragen in den neuen und alten Bundesl{\"a}ndern, in die teilweise ein eigenes Speyerer Wertinstrument eingeschaltet werden konnte und der eigene Speyerer Wertesurvey von 1997. Die Zeitreihen reichen meist bis 1997, gelegentlich bis 1998. Die Entwicklung des subjektiven Faktors in den neuen L{\"a}ndern ist durch einen eigenartigen Widerspruch gekennzeichnet: Es wird dort in Befragungen von Jahr zu Jahr eine sich weiter verbessernde pers{\"o}nliche materielle Wohlfahrt gemessen, die sich zum gro{\"s}en Teil aus der {\"o}ffentlichen finanziellen Unterst{\"u}tzung des Westens erkl{\"a}rt. Im Kontrast zur positiven pers{\"o}nlichen Bilanz des Systemwechsels, die die Ostdeutschen ziehen, f{\"a}llt ihre gesellschaftliche Bilanz in vieler Hinsicht negativ aus. Die Ostdeutschen bewerten nicht nur das von Westdeutschland her {\"u}bertragene neue System sehr zur{\"u}ckhaltend, sondern sie f{\"u}hlen sich auch nicht hinreichend im neuen Deutschland integriert und angenommen. Die Demoskopen enth{\"u}llten deutliche Entfremdungserscheinungen zwischen Ost und West. Solche Entfremdungen lassen sich jedoch nicht aus prinzipiell anders gelagerten pers{\"o}nlichen Wertorientierungen der neuen Bundesb{\"u}rger erkl{\"a}ren, da diese im Vergleich zum Westen eine hohe {\"A}hnlichkeit aufweisen. Die Arbeit stellt eine umfangreiche Datensammlung zum Thema bereit. Zu Beginn wird ein Modell entworfen, welches das Material in vier Bl{\"o}cke (Transformation, Akkommodation, Sozialisation und Integration) aufteilt, diese Bl{\"o}cke feinstrukturiert und dann in bestimmte logische Beziehungen zueinander bringt. Schritt f{\"u}r Schritt werden konkurrierende Hypothesen {\"u}berpr{\"u}ft. Die situative Anomiehypothese behauptet, da{\"s} die Ostdeutschen psychisch durch die Umst{\"a}nde der radikalen Transformation {\"u}berfordert w{\"u}rden und daher aus Entt{\"a}uschung mit Apathie oder auch Protest reagieren (\"Entt{\"a}uschungshypothese\"). Die Sozialisationshypothese betont, da{\"s} die sozialistische Sozialisation in den Familien, Verwandtschafts- und Bekanntenkreisen, in den Bildungseinrichtungen, der Arbeitswelt und den Organisationen in der DDR Charakter- und Pers{\"o}nlichkeitsprofile (Werte) hervorgebracht h{\"a}tte, die mit der neuen nun westlich strukturierten Umwelt unvertr{\"a}glich sind (\"Entfremdungshypothese\"). Der Autor r{\"a}umt durchaus mentale Unterschiede zwischen Ost und West ein, die sich aus der Sozialisation unter verschiedenen Systembedingungen und noch {\"a}lteren regionalen Pr{\"a}gungen erkl{\"a}ren. Favorisiert wird jedoch ein situativer Erkl{\"a}rungsansatz, der Elemente der Sozialisationshypothese integriert. Mentale Unterschiede werden demnach erst dann f{\"u}r Abgrenzungs- und Entfremdungsph{\"a}nomene erkl{\"a}rungskr{\"a}ftig, wenn ber{\"u}cksichtigt wird, da{\"s} Ostdeutsche mit einem Transformationsgeschehen konfrontiert sind, das von den alten L{\"a}ndern her dominiert und finanziert wird und sie damit in eine strategisch unterlegene und abh{\"a}ngige Situation versetzt. Da im Westen nur ein schwacher Nationalstolz vorhanden ist und dieses Vakuum durch eine eher {\"o}konomistische Einstellung gef{\"u}llt wird, f{\"u}hlen sich die Ostdeutschen unter einen st{\"a}ndigen latenten Rechtfertigungszwang gesetzt. Im Westen m{\"o}chte man {\"o}konomische Anspr{\"u}che des Ostens abwehren oder wenigstens vertagen, andererseits auch das eigene Selbstbewu{\"s}tsein best{\"a}tigen. Im Osten werden dagegen {\"o}konomische Anspr{\"u}che auch mental \"eingeklagt\" und es wird versucht, das eigene Selbstwertgef{\"u}hl zu verteidigen.}, language = {de} }