@inproceedings{Mergner2018, author = {Julia Mergner}, title = {Lokale {\"U}bersetzungsprozesse globaler Ideen}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0246-opus4-32006}, year = {2018}, abstract = {Hochschulen sehen sich derzeit mit einer Reihe von Anforderungen bez{\"u}glich ihrer gesellschaftlichen Funktionen konfrontiert. Dazu z{\"a}hlen u.a. hochschulpolitische Forderungen, wie sie im Rahmen des Qualit{\"a}tspakt Lehre formuliert werden, „Ma{\"s}nahmen zur […] Ausgestaltung der Studieneingangsphase im Hinblick auf eine heterogener zusammengesetzte Studierendenschaft“ (BMBF, 2010, S. 2) zu entwickeln. Der inflation{\"a}re Gebrauch des Heterogenit{\"a}tsbegriffs (Hanft, Zawacki-Richter, \& Gierke, 2015) f{\"u}hrt allerdings zu unterschiedlichen Bedeutungsvarianten, die wiederum in vielf{\"a}ltige Aktivit{\"a}ten seitens der Hochschulen m{\"u}nden. In diesem Zusammenhang fehlt es nicht nur an empirischen Untersuchungen, wie die institutionellen Reaktionen an den Hochschulen konkret aussehen, sondern auch an theoretischen Erkl{\"a}rungsans{\"a}tzen. Vor diesem Hintergrund behandelt der vorliegende Beitrag die Forschungsfrage, wie Hochschulen auf Forderungen nach einem angemessenen Umgang mit Heterogenit{\"a}t reagieren, diese in ihren lokalen Kontext {\"u}bersetzen und welche Definitionen und Aktivit{\"a}ten daraus resultieren. Aus einer organisationstheoretischen Perspektive kann der Umgang mit Heterogenit{\"a}t als eine Idee beschrieben werden, die in der Umwelt von Hochschulen „herumwandert“ (Czarniawska \& Sevon, 1996). Das {\"U}bernehmen dieser Idee durch die Hochschulen kann mit dem theoretischen Konzept „translation“ (Czarniawska \& Joerges, 1996) erkl{\"a}rt werden: Demnach erf{\"a}hrt die Idee w{\"a}hrend ihrer {\"U}bersetzung in den lokalen Kontext Anpassungen, wobei sie mit vorherrschenden Deutungsmustern ausgelegt wird. Dabei handelt es sich um einen aktiven, performativen Prozess, in dem sich Ideen sowohl in sprachlichen (und symbolischen) Entsprechungen als auch in materiellen Praktiken manifestieren (Sahlin \& Wedlin, 2008). Die Kopplung zwischen diesen zwei Ebenen kann dabei mit organisationalen Narrativen unterst{\"u}tzen werden. Diese „organisierenden Geschichten“ (Czarniawska, 2015; Weick, 1976) gelten als zentrale Form der Wissensvermittlung innerhalb von Organisationen und dienen der Verst{\"a}ndigung {\"u}ber aktuelle Probleme und deren L{\"o}sungen, wobei sie tieferliegende Sinnzuschreibungen transportieren. Um {\"U}bersetzungsprozesse auf der lokalen Ebene zu untersuchen, werden im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts StuFHe Fokusgruppen-Diskussionen an vier Partnerhochschulen durchgef{\"u}hrt. Die Fokusgruppen-Teilnehmenden rekrutieren sich aus Projektverantwortlichen f{\"u}r Studieneinstiegsangebote, wobei die Diskussionen vorrangig dem Erfahrungsaustausch bez{\"u}glich der Gestaltung von Angeboten f{\"u}r den Studieneinstieg und deren Beitrag zum Umgang mit Heterogenit{\"a}t dienen. Die Diskussionen wurden transkribiert und mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2012) ausgewertet. Um neben den immanenten Sinngehalt der Redebeitr{\"a}ge auch kollektiv verankerte Orientierungsmuster zu identifizieren, ist die Auswertung zus{\"a}tzlich von der dokumentarischen Methode informiert (Bohnsack, 2013). Dies dient dem empirischen Zugriff auf ‚tacit knowledge‘ im Sinne eines handlungsleitenden, impliziten Alltagswissen, das auf der Grundlage von Erz{\"a}hlungen und Beschreibungen expliziert wird (Liebig \& Nentwig-Gesemann, 2009). Dementsprechend legt der vorliegende Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die Identifikation von Geschichten {\"u}ber Studierende bzw. den Umgang mit studentischer Heterogenit{\"a}t. Die Analyse der Fokusgruppen-Diskussionen zeigt, dass die Projektteilnehmenden Heterogenit{\"a}t auf der Ebene der sprachlichen Entsprechungen anhand individueller und sozialer, aber auch organisationaler Heterogenit{\"a}tsmerkmale definieren. Hinsichtlich des praktischen Umgangs mit Heterogenit{\"a}t stellen die Teilnehmenden Problemdiagnosen auf, die sich in Zuschreibungen von Schwierigkeiten an bestimmte Studierendengruppen niederschlagen. Auf der Basis ihrer Diagnose gelangen die Teilnehmenden zu L{\"o}sungen, die sich aus ihrer Sicht besonders f{\"u}r den Umgang mit Heterogenit{\"a}t eignen. Die Problemsichten und L{\"o}sungsans{\"a}tze weisen dabei auf miteinander konkurrierende Deutungsmuster hin, die sich in {\"u}bergeordnete Spannungsfelder entladen. Diese werden mittels organisierender Geschichten kommuniziert, die bestimmte Bilder von Studierenden und dem Umgang mit Heterogenit{\"a}t transportieren.}, language = {de} }