@inproceedings{Zierold2018, author = {Steffen Zierold}, title = {Jenseits der Metropolen: Hochschulen in Mittelst{\"a}dten}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0246-opus4-32027}, year = {2018}, abstract = {Ein Drittel der 239 staatlichen Hochschulen in Deutschland (79) hat seinen Sitz in Mittel-, ausnahmsweise auch Kleinst{\"a}dten – mehrheitlich Fachhochschulen (51), aber auch 20 Universit{\"a}ten, der Rest sind k{\"u}nstlerische und P{\"a}dagogische Hochschulen. Zum Vergleich: 61 Prozent, also knapp zwei Drittel der Bev{\"o}lkerung wohnen und 56 Prozent aller abh{\"a}ngig Besch{\"a}ftigten arbeiten in Klein- und Mittelst{\"a}dten. Vergleicht man nur die Mittelst{\"a}dte mit den Gro{\"s}st{\"a}dten, so ergibt sich: • In jeder Gro{\"s}en Gro{\"s}stadt (ab 500.000 Einwohner) und in fast jeder Kleinen Gro{\"s}stadt befindet sich mindestens eine Hochschule. 15 Prozent der Kleineren Mittelst{\"a}dte (20.000 bis unter 50.000 Einwohner) und jede zweite Gr{\"o}{\"s}ere Mittelstadt (50.000 bis unter 100.000 Einwohner) verf{\"u}gen {\"u}ber eine Hochschule. • Das verbindet sich mit einer ungleichen Konzentration von Hochschulangeh{\"o}rigen. Zwar befinden sich 30 Prozent der Hochschulen in den Mittelst{\"a}dten, doch sind in diesen lediglich 19 Prozent aller Studierenden eingeschrieben. Entsprechend verteilt sich auch die Durchschnittsgr{\"o}{\"s}e der Hochschulen. Liegt diese in Gro{\"s}st{\"a}dten bei {\"u}ber 5.000 Studierenden, betr{\"a}gt sie in Mittelst{\"a}dten nur 2.500. St{\"a}dtisch, aber nicht gro{\"s}st{\"a}dtisch – dies ist folglich f{\"u}r ein Drittel der deutschen Hochschulen ein Charakteristikum ihrer Umweltbedingungen. Das hei{\"s}t zugleich: Zentrale Voraussetzungen daf{\"u}r, was die Wissensgesellschaft nach herk{\"o}mmlicher Ansicht institutionell, infrastrukturell und kulturell ausmacht, sind f{\"u}r diesen Teil der Hochschulen meist nicht gegeben. Stattdessen fungiert die jeweilige Hochschule als meist wichtigster lokaler Akteur der Wissensgesellschaft. Dem entgegen steht, dass sich der gr{\"o}{\"s}te Teil der einschl{\"a}gigen Debatten und Konzepte zum Zusammen-hang Wissensgesellschaft und Stadtentwicklung, von Hochschulen und ihren Sitzorten gro{\"s}st{\"a}dtischen Existenzbedingungen und Wirkungen von Hochschulen widmet: Wissensgesellschaft, Kreative Stadt, Knowledge City, Wissensmilieus usw. Hochschulen in Mittelst{\"a}dten schlie{\"s}en – ohne den fehlenden gro{\"s}st{\"a}dtischen Kontext angemessen zu ber{\"u}cksichtigen – in ihren Selbstbeschreibungen h{\"a}ufig an die gro{\"s}st{\"a}dtisch inspirierten Konzepte an: Sie sehen sich etwa als Nukleus von Wissensmilieus oder behaupten, die entscheidende Voraussetzung f{\"u}r die Entwicklung einer kreativen Stadt zu sein. Doch bestehen in Mittelst{\"a}dten in besonderem Ma{\"s}e Zukunftsrisiken hinsichtlich Peripherisierung, Schrumpfung und wissensgesellschaftlicher Anschlussf{\"a}higkeit. Zugleich sind die Rahmenbedingungen und Handlungspotenziale aber auch in Mittelst{\"a}dten nicht einheitlich. Dabei lassen sich die Unterschiede nicht allein auf Stadtgr{\"o}{\"s}endifferenzen zur{\"u}ckf{\"u}hren. Weitere Bestimmungsfaktoren f{\"u}r die wissensgesellschaftliche Platzierung der St{\"a}dte sind • historischer Art: insbesondere wirtschaftliche Branchenstrukturen und traditionelle Ausstattung mit {\"o}ffentlichen und Kultureinrichtungen; • geografisch bedingt: Lagegunst, Verkehrsanbindung; • administrativer Art: Unter- oder Mittelzentrum; • demografisch induziert: schrumpfende, nichtschrumpfende oder expandierende Stadt; • wirtschaftliche Entwicklungen: dynamisch, stabil oder zur{\"u}ckgehend; • politischer Art: Landesentwicklungsplanung, F{\"o}rderprogrammschwerpunkte, und • die wissenschaftliche Ausstattung: keine, eine oder mehrere Hochschulen bzw. Hochschulstandorte, Vorhandensein von Forschungsinstituten, Profile der Einrichtungen. Vor diesem Hintergrund sind die Potenziale und Potenzialentfaltungen, die Defizite und Defizitbearbeitungen, die in mittelgro{\"s}en Hochschulst{\"a}dten anzutreffen sind, wenn wissensgesellschaftliche Resonanzbdingungen erzeugt werden sollen, zu analysieren. Aus der empirischen Auswertung von 12 Mittelst{\"a}dten mit Hochschulen, die hinsichtlich ihrer Stadt-Hochschule-Beziehungen unternommen wurden, werden kategorisierend zwei Typologien entwickelt: • zum einen Selbstbeschreibungsbilder, mit denen Mittelst{\"a}dte und ihre Hochschulen indikatorengest{\"u}tzt eine wissensgesellschaftliche Selbstverortung vornehmen k{\"o}nnen; • zum anderen Interaktionstypen, mit denen sich der Status quo des Verh{\"a}ltnisses beider fixieren l{\"a}sst. Beide Typologien dienen dazu, dass die Hochschulen und St{\"a}dte realistische Selbstwahrnehmungen gewinnen und daraus Handlungsoptionen entwickeln k{\"o}nnen.}, language = {de} }