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Vorwort
(2011)
Die Nachfrage nach wissenschaftlicher Politikberatung steigt, wodurch der Markt zunehmend attraktiv wird und sich damit auch fragmentiert. Wissenschaftliche Politikberatung ist nicht allein den Forschungsinstituten vorbehalten, auch kommerzielle Akteure orientieren sich zu-nehmend an wissenschaftlichen Standards. Ihr Primärziel ist jedoch wiederum ein kommer-zielles, das Einwerben von Folgeaufträgen. Die Wissenschaft hingegen hat in erster Linie den Erkenntnisgewinn im Blick. Sie ist unabhängig, verfügt über ein breites Wissensreservoir und ist somit auch in der Lage, Grundlagenforschung zu betreiben. Ihre Positionierung auf dem Markt für wissenschaftliche Politikberatung hängt jedoch auch davon ab, ob es ihr gelingt, sich effizient zu organisieren und anwendungsorientierte Ergebnisse zu liefern.
Es liegt mehr als 20 Jahre zurück, dass erste mahnende Stimmen auf die ansteigenden Ver-sorgungsausgaben des öffentlichen Dienstes hinwiesen und eine nachhaltige Finanzierung der Beamtenversorgung einforderten. Seitdem hat es eine Vielzahl von Reformgesetzen ge-geben, durch die Versorgungsleistungen gekürzt und z.T. auch die aktiven Beamten zur Fi-nanzierung der ansteigenden Ausgaben für Pensionen herangezogen wurden. Aber ob nun eine langfristig verlässliche, tragfähige und generationengerechte Lösung für dieses Alters-sicherungssystem gefunden ist, bleibt umstritten. Die Autor/inn/en berechnen in diesem Band die künftigen Zahlungsverpflichtungen im Lichte der zunehmenden Lebenserwartung und analysieren auf der Basis von Modelllebensläufen die Auswirkungen der jüngeren Ein-schnitte in das Versorgungsniveau. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Finanzlasten höher sind als in den offiziellen Versorgungsberichten angegeben, dass Nachhaltigkeit nicht erreicht ist und dass angesichts des demographischen Wandels nach wie vor Reformbedarf besteht. Sie unterbreiten eigene Reformvorschläge, die auf Kostentransparenz und eine ver-lässliche Finanzierung sowie eine Umgestaltung der Leistungsseite zielen.
Trotz erheblicher Kürzungen des Ruhegehaltsniveaus in den letzten Jahren werden die Ausgaben für die Beamtenversorgung weiter deutlich schneller als die Steuereinnahmen wachsen. Die demographische Entwicklung verursacht erheblichen Reformbedarf für die öffentliche Personalwirtschaft, dem sich nicht nur die „hergebrachten Grundsätze“ allgemein, sondern auch die Alterssicherung der Beamten im Besonderen stellen muss. Anhand von statistisch abgesicherten Modellebensläufen von Beamten und Beamtinnen werden die ökonomischen Auswirkungen der Reformen und der weiter steigenden Lebenserwartung analysiert, das effektive Versorgungsniveau sowie die von den Beamten als Gehaltsverzicht und durch die Abkoppelung von der Reallohnentwicklung erbrachten Sanierungsbeiträge berechnet. Die Reformvorschläge beziehen sich auf eine zuverlässige, tragfähige Finanzie-rung und auf Veränderungen der Leistungsseite, von denen positive Anreize für einen leistungsfähigen öffentlichen Dienst der Zukunft ausgehen.